Ägyptologie

Die meisten Laien verbinden Archäologie mit Mumien, Hieroglyphen und Tutanchamun, also mit Themen der Ägyptologie. Daher sei sie hier auch als erste der archäologischen Disziplinen aufgeführt.  

Die Ägyptologie beschäftigt sich mit Kunst, Kultur und Sprache des antiken Ägypten und umfasst einen Zeitrahmen von der frühdynastische Periode (ca. 3100 v. Chr.) bis in die römische Spätantike (4.Jh. n. Chr.). Das Studium umfasst die materielle Kultur, aber auch die Schriftquellen, die in unterschiedlichen Schriftarten vorliegen: Hieroglyphen, die in der Öffentlichkeit bekanntesten ägyptischen Schriftzeichen, fanden vor allem Verwendung auf Tempeln und in Grabinschriften. Es handelte sich zunächst um eine reine Bilderschrift, die später aber auch durch Konsonanten- und die gleichzeitig entstandene hieratische Schrift basierte auf den Zeichen der Hieroglyphen. Bei der Anpassung der Bilderschrift an eine schnellere Schreibweise für Aufzeichnungen auf Papyrus wurden die Zeichen jedoch flüssiger geschrieben und stärker abstrahiert. Die weitere Entwicklung führte im 7. Jh. v. Chr. zur Einführung der sogenannten demotischen Schrift, die bis etwa zum 4. Jh. n. Chr. als normale Schreibschrift Bestand hatte. Danach wurde sie durch die koptische Schrift ersetzt, die das griechische Alphabet verwendete und nur noch einige demotische Zeichen übernahm. Die Koptologie ist ein Teilbereich der Ägyptologie, der sich mit den frühen Christen in Ägypten beschäftigt. Die dortigen Christen nennen sich noch heute Kopten.

Klassische Archäologie

Die Klassische Archäologie umfasst einen Zeitraum vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis zum 4./5. Jahrhundert n. Chr. Sie widmet sich den ägäischen Kulturbereichen der Kykladen-Inseln, der Minoer, der Mykener und der Griechen einschließlich ihrer Kolonien rund um das Mittelmeer. Des Weiteren beschäftigt sich die Klassische Archäologie mit den Kulturen im heutigen Italien: mit den Etruskern und allen anderen italischen Völkern, v. a. aber natürlich mit den Römern. Sie verfolgt die materiellen Spuren von den bescheidenen Anfängen Roms über seinen Aufstieg zur Weltmacht bis zum Niedergang des römischen Imperiums in der Spätantike und dem Ende des weströmischen Reichs 476 n. Chr.

Einige Bereiche der Klassischen Archäologie werden teilweise als eigene Studienfächer angeboten, z. B. Ägäische Vorgeschichte, Etruskologie oder Provinzialrömische Archäologie.

Provinzialrömische Archäologie

Die Provinzialrömische Archäologie beschäftigt sich ganz allgemein mit allen römischen Provinzen in ihrem Zusammenspiel von einheimischen Kulturen und römischen Eroberern. Dabei widmet sich jedes Landseiner eigenen Geschichte als römische Provinz. Schwerpunkt in Deutschland sind die 5 germanischen Provinzen: Germania Inferior, Germania Superior, Gallia Belgica, Noricum und Raetia. Dadurch ergibt sich hier ein zeitlicher Rahmen von der Eroberung Galliens durch Caesar (58 v. Chr.) bis zum Fall des weströmischen Reichs 467 n. Chr.

Christliche Archäologie / Byzantinische Archäologie

Den Spuren der frühen Christen widmet sich die Christliche Archäologie. Sie umfasst den Westen des römischen Imperiums ebenso wie die östlichen Reichsteile mit Konstantinopel als neuem Zentrum, wo die anschließende byzantinische Archäologie mit der Einnahme Konstantinopels 1453 n. Chr. endet.

Schwerpunkte sind die Entwicklung der christlichen Kunst aus der Kunst der Vorgängerkulturen, z. B. die Entstehung der Kirchen von den ersten Andachtsräumen in Häusern reicher Christen bis zu monumentalen Kirchen wie dem Petersdom in Rom oder der Hagia Sophia in Konstantinopel oder die Umdeutung von Motiven in christliche Symbole. Dabei stellt sich auch die Frage, ab wann und wie eindeutig christliche Motive dargestellt sind.  

Ur- und Frühgeschichte (Prähistorische Archäologie)

Von den Hinterlassenschaften der ersten Menschen bis ins Mittelalter reicht die Spanne dieses weitgefassten archäologischen Teilbereichs. Es geht um die Kulturen, von denen sich keineoder nur sehr spärliche schriftliche Quellen erhalten haben. In Deutschland geht es dabei beispielsweise hauptsächlich um Mittel- Nord- und Osteuropa. Je nach Schwerpunkt werden Steinbeile oder Reste von Feuerstellen untersucht, oder auch die Spuren der Kelten und Germanen.

Archäologie des Mittelalters und Archäologie der frühen Neuzeit

Aus der Ur- und Frühgeschichte hat sich unmittelbar die Archäologie des Mittelalters als gesondertes Studienfach entwickelt. Hier können die materiellen Hinterlassenschaften jedoch auch mit schriftlichen Quellen verglichen werden. Zeitlich noch näher kommt uns die Archäologie der frühen Neuzeit.

Biblische Archäologie

Mit den Ländern und Völkern der Bibel beschäftigt sich die Biblische oder Palästina-Archäologie. Im Zentrum der Forschung steht dabei das Leben der Menschen des 2.-1. Jahrtausends v. Chr. in Israel und den angrenzenden Gebieten).

Vorderasiatische Archäologie

Sie beschäftigt sich mit den archäologischen Bodenfunden und Kunst- und Kulturdenkmälern der prähistorischen und historischen Kulturen, besonders der frühen Hochkulturen, im östlichen Mittelmeerraum und vorderasiatischen Raum. Ihr Arbeitsgebiet reicht über Iran bis nach Nordwest-Indien und in den Persischen Golf und umfasst etwa den Zeitraum vom 10. Jahrtausend v. Chr. bis ins 7. Jahrhundert n. Chr. 

Industriearchäologie

Im letzten Jahrhundert begann ein neuer Zweig archäologischer Forschung sich mit der Entwicklung von Industrieanlagen zu beschäftigen. Schaubergwerke, Zechen, alte Fabriken usw. zeigen heute die Bedingungen, unter denen die Menschen in diesen Anlagen arbeiteten und welche Hilfsmittel ihnen zur Verfügung standen 

Antike Bauforschung / Historische Bauforschung

Zwischen Archäologie und Architektur sind die Historische Bauforschung und die Antike Bauforschung angesiedelt. Hier wird die Entwicklung einzelner Architekturformen (Haus, Tempel, Kirche usw.) ebenso untersucht wie die Entstehung und Entwicklung von Siedlungen und Städten. Zu den Aufgaben der Bauforscher gehören Ausgrabung, Vermessung, Dokumentation, Restaurierung und Konservierung von Bauten. Auch helfen sie bei der Rekonstruktion von Bauten, z. B. für archäologische Parks. 

Altamerikanistik (Archäologie der amerikanischen Kulturen)

Die Kulturen außereuropäischer Kulturen sind selbstverständlich ebenso Gegenstand archäologischer Forschung. Ein auch in Deutschland gut vertretenes Fach ist die Archäologie der amerikanischen Kulturen. Die bekanntesten Völker sind wohl die Inkas in Peru oder die Azteken und Mayas in Mexiko. Aber auch in anderen Regionen der amerikanischen Kontinente gab es archäologisch nachweisbare Hochkulturen (z. B. Mississippi-Kultur und Anasazi in Nordamerika, die Moche in Südamerika). Daneben beschäftigen sich Altamerikanisten mit den materiellen Hinterlassenschaften der ersten Ureinwohner der amerikanischen Kontinente undden Kulturen, die keine monumentalen Bauten hinterlassen haben.

Luftbildarchäologie

Viele Reste von Bauten sind durch die Luftbildarchäologie erst entdeckt worden. Je nach Lichteinfall können aus der Luft ganze Siedlungsstrukturen aufgrund von unterschiedlichem Pflanzenwachstum gesehen werden. Dort wo früher Gräben waren oder z. B. Holzpfosten verrottet sind, wachsen Pflanzen höher und umgekehrt zeigen sich Mauern in der Erde durchschwächeren Bewuchs. Eine wichtige Quelle sind beispielsweise Aufnahmen aus dem Krieg. Heute finden regelmäßig systematische Erkundungsflüge statt. Oft sieht man Strukturen erst nach mehreren Flügen, wenn zufällig die Lichtverhältnisse genau richtig sind.

Unterwasserarchäologie

Im Lauf der Jahrhunderte haben sich viele Küstenlinien verändert und Bauten oder Siedlungen, die zum Teil einige hundert Meter vomMeer entfernt lagen, liegen heute unter Wasser. Daneben gibt es außerdem viele Schiffe, die die gefährliche Fahrt nicht überstanden oder aufgrund von Überladung sanken. All dies ist Thema der Unterwasserarchäologie. Sie widmet sich der Entdeckung und Ausgrabung archäologischer Funde unter Wasser. Die Methoden der Ausgrabung gleichen den Ausgrabungen an Land, müssen aber den schwierigeren Bedingungen angepasst werden. Seit neuestem müssen die Leiter vonUnterwasserausgrabungen nicht nur gute Taucher sein, sondern auch eine archäologische Ausbildung haben. So soll die Qualität der Unterwasser-Ausgrabungen verbessert werden.

Archäometrie

In den letzten Jahrzehnten greifen Archäologen immer stärker auf naturwissenschaftliche Methoden zurück, um zerstörungsfreie Prospektionen, Materialanalysen, Alters- oder Herkunftsbestimmungen durchzuführen. Die dazu notwendigen Hilfswissenschaften werden unter dem Begriff Archäometrie zusammengefasst. Vor allem die Baumringdatierung und die C14-Methode sind auch in der Öffentlichkeit bekannte Begriffe.